Brailleschriftkurs für Sehende traf auf großes Interesse
Im letzten Jahr boten wir, die IG BarriereFREI, den Schülerinnen und Schülern beim Sensibilisierungsparkour im Rahmen des Projekts Soziales Schuljahr, einem Kooperationsprojekt der Sozialen Stadt, zum ersten Mal an, selber Blindenschrift zu schreiben. Nach einer kleinen einführenden Erklärung bekamen sie eine Punktschrifttafel, den Griffel dazu und ein Braille-Alphabet und fingen gleich an, Punktschrift zu schreiben. Wir waren erstaunt, wie schnell sie das Prinzip verstanden hatten. Einige schrieben innerhalb kurzer Zeit einen ganzen Satz auf die Tafel. Unsere Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die an anderen Stationen des Sensibilisierungsparkours beschäftigt waren, bekamen mit, wieviel Spaß „die Brailleschreiber“ hatten, konnten aber nur kurz mal schauen, was dort geschah. Sie wünschten sich, auch einmal Blindenschrift schreiben zu dürfen. Außerdem wäre es ja auch schön, wenn es für Traute Salzmann eine Vertretung geben könnte, für den Fall, dass sie verhindert wäre, wenn mal wieder Sensibilisierung ansteht. Wir beschlossen, auch anlässlich des 200. Geburtstages der Brailleschrift, einen Kurs für Sehende anzubieten und so luden wir dazu ein. Innerhalb von Stunden war der erste Kurs ausgebucht. Kurzentschlossen haben wir einen zweiten Termin angeboten, der ebenfalls schnell ausgebucht war. Wir waren total überrascht über so viele Anmeldungen.

Wir trafen uns am 12. und 13. März 2025 im Stadtteilbüro Soziale Stadt Steinbach. Insgesamt waren es 15 Teilnehmende. Zuerst wurde das System der Brailleschrift erklärt, die als Schwarzschriftbraille und Punktschriftbraille mit den Fingern und den Augen gelesen wird, geschrieben werden kann. Dann durften die Teilnehmenden mit Hilfe des Braille-Alphabetes auf einem Übungsblatt, mit vorgedruckten Feldern für die Punkte, mit Bleistift die ersten Buchstaben schreiben. Danach ging es ans Tafelschreiben mit Griffel. Es wurde erklärt, dass man hier Spiegelschrift schreiben muss und rechts beginnt, damit die erhabenen Punkte der Buchstaben auf der Oberseite in der richtigen Reihenfolge lesbar sind.
Es wurde auch ein Kinderbuch gezeigt, dass alle Texte sowohl in Schwarzschrift wie auch Punktschrift enthält und gedruckte und taktil erfassbare Bilder hat. So kann es von blinden und sehenden Menschen gemeinsam gelesen und angeschaut bzw. ertastet werden. Ebenfalls wurde ein reines Punktschriftbuch vorgestellt. Dann kam die Frage auf, wie kann ein blinder Mensch geheim und selbstständig wählen, geht das? Ja, es geht. Mit Hilfe einer Wahlschablone, die ebenfalls gezeigt und erklärt wurde.
Am Ende des eineinhalbstündigen Kurses haben Teilnehmende mit der Punktschrifttafel einen Dankeschön-Text geschrieben. Darüber haben wir uns besonders gefreut. Und einige haben sich gleich für einen weiteren Kurs auf die Warteliste setzten lassen.
Inzwischen haben wir schon eine Warteliste von weiteren Interessierten. Wir freuen uns sehr über so viel Interesse für eine nicht alltägliche Kommunikationsform und planen einen weiteren Kurs anzubieten, der voraussichtlich im Herbst stattfinden wird. Sie können heute schon mal überlegen, ob auch Sie daran teilnehmen möchten. Der Termin wird wieder wie üblich per Aushängen und in der Presse bekanntgegeben. Oder Sie lassen sich schon heute auf die Warteliste setzen.
Kontakt per E-Mail an ig-barrierefrei@stadt-steinbach.de

Traute Salzmann und Rolf Leipold
Sprecherin und Sprecher der IG BarriereFREI