Stadtverwaltung stellt Maßnahmen zum Schutz vor Starkregenereignissen vor

Nicht erst seit den aktuellen Bildern aus den Katastrophengebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist Hochwasserschutz in Steinbach (Taunus) ein Thema. Auch wenn die Lage Steinbachs vergleichsweise zu keiner Sorge Anlass gibt, so beschäftigt sich die Stadtentwicklung im Steinbacher Rathaus seit Jahren mit der Prävention bei Starkregen und ergreift kontinuierlich Maßnahmen, die den Wasserverlauf bei Regen  steuert und im Ernstfall großen Schäden entgegenwirkt.

Diese Maßnahmen, sowohl bestehende als auch Maßnahmen die aktuell in Planung sind, haben Bürgermeister Steffen Bonk und Alexander Müller, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr in Anwesenheit von Stadtbrandinspektor Mathias Bergmann unlängst vorgestellt.

„Die Bürgerinnen und Bürger stellen uns aufgrund der aktuellen Ereignisse Fragen, die wir gerne beantworten und die Angst nehmen möchten. Der Hochwasserschutz ist seit Jahren ein Kerngeschäft der Verwaltung, fernab von politischem Stimmungen. Eine ständige Veränderung und Anpassung an die städtebaulichen Gegebenheiten, eine Optimierung der Infrastruktur und ein Ausbau des Kanalnetzes zum Schutz bei Starkregen sind ein immerwährendes Anliegen in unserer Verwaltung“, so Steinbachs Bürgermeister Steffen Bonk.

Erklärtes Ziel der Stadtplanung ist es, Staukapazitäten zu schaffen und möglichen Starkregenfluten die Spitze zu nehmen, erklärt Müller. Das Einzugsgebiet, das über den Steinbach entwässert, umfasst eine Fläche von rund 500 Hektar, übersteigt also die eigentliche Gemarkungsfläche. Durch die breite und sanft abfallende Tallandschaft ist das Risiko einer Überflutung, wie man sie in den Fernsehberichten der letzten Wochen sah, in Steinbach gering, auch wenn die Tonschichten in den Böden eine Versickerung eher behindern.

Bei Starkregen ist die Kanalisation extrem gefordert. Das 38 Kilometer umfassende Kanalnetz wird aktuell mit Kameras abgefahren, um zum einen Schäden zu ermitteln und zum anderen mögliche Engpässe zu erfassen und hier gezielt gegenzusteuern. Bei Neubauprojekten in den letzten Jahren wurden unter anderem sogenannte Staukanäle verbaut, die das Wasser im Kanal zurückhalten und nur gedrosselt in das weitere Netz abgeben. Hilfreich ist auch ein getrenntes Kanalsystem, das Regen- und Schmutzwasser von vornherein trennt. Manche Baugebiete aus den 1960er Jahren weisen ein solch fortschrittliches System bereits auf. In diesen Fällen kann Regenwasser dann mittels Rückhaltebecken, wie sie in Steinbach in den letzten Jahren vielerorts gebaut wurden, zurückgehalten werden.

Als konkrete Maßnahme zum Schutz bei Starkregen ist aktuell ein Regenrückhalte- und Retentionsbecken an der Waldstraße in Planung, mit dessen Bau bereits Ende des Jahres begonnen werden könnte, geben Bonk und Müller bekannt. Die derzeitigen Planungen gehen von einem Fassungsvolumen von rund 2000 qm3 aus. Dies entspricht zwei großen 50 m Schwimmbecken. Darüber hinaus gibt es aber noch Ideen für solche Rückhaltebecken oberhalb der Bornhohl oder an der neuen Kindertagesstätte im Wingertsgrund.

Oft sind es aber auch bereits kleine Maßnahmen, die Abhilfe schaffen, wie etwa der neue Rost am Einlauf unweit der katholischen Kindertagesstätte. Durch diesen auf den ersten Blick seltsamen Käfig wird wirkungsvoll  Gras, Laub und Geäst gestoppt, bevor es den Kanal verstopft.

Dass die stetigen Optimierungen ihre Wirkung zeigen, bestätigt auch Stadtbrandinspektor Bergmann. An vielen neuralgischen Punkten, wo die Feuerwehr in Vergangenheit anrücken musste, greifen die bislang ergriffenen Maßnahmen.

Viele Punkte sind beim Hochwasserschutz mit einzubeziehen, was die Planung oft zu einem komplizierten und mühsamen Unterfangen werden lässt. Hier sind stellenweise komplizierte Gemengelagen bei den Gemarkungsgrenzen und Verhandlungen mit vielen Grundstückseigentümern von Bedeutung. Oft muss die Stadt für Flutgräben, Durchlässe oder Retentionsflächen Grund und Boden erwerben, um eine Verbesserung für den Hochwasserschutz zu erzielen.

Sorgt sich die Verwaltung um den Schutz vor Starkregen im Allgemeinen, so liegt die Verantwortung für den Schutz des eigenen Hauses bei den Eigentümern. „Private Vorsorge ist ein wichtiges Thema“, so der Rathauschef, wohlwissend, dass diese Maßnahmen bei einer Flut wie an der Ahr auch nichts genutzt hätten. Einem vollgelaufenem Keller, ausgelöst durch einen Rückstau aus dem Kanalnetz, kann beispielweise bereits durch eine Rückstauklappe oder durch eine Hebeanlage entgegengewirkt werden.

Prävention findet darüber hinaus bereits in der Stadtplanung statt. So sehen die jüngsten Bebauungspläne der Stadt  eine extensive Begrünung von Flachdächern, die Empfehlung zur Errichtung von Zisternen oder den Verbot von sogenannten Schottergärten vor.

Wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch eine Gefahrenlage eintritt, gilt es die Bevölkerung wirksam und schnell zu informieren. Die Stadtverwaltung plant daher derzeit den Wiedereinsatz von Warnsirenen. Die alten Sirenenanlagen wurden  zum Beginn der 1990er Jahre vielerorts abgebaut, so auch in Steinbach. „Wie der bundesweite Warntag 2020 zeigte, müssen wir hier wieder aufrüsten“, so Bonk. Derzeit werden mögliche Standorte ausgelotet, welche im Herbst einer Sirenen-Testung unterzogen werden. Geplant sind zwei bis vier Sirenen für das Steinbacher Stadtgebiet.